Kürzlich bin ich bei einer Recherche auf einen Berliner Kunsthistoriker aufmerksam geworden, der die Internetseite „Das neue Dresden“ betreibt, interessante Bauwerke aus der Zeit von 1918 bis heute vorstellt und ausführlich beschreibt. Ich fragte mich sofort: „Wie kommt ein Berliner Kunsthistoriker auf die Idee, sich ausgerechnet Dresdner Architektur zu widmen?“ Kurzer Hand kontaktierte ich den Architekturhistoriker Thomas Kantschew und ich erfuhr, dass er Dresdner Wurzeln hat, alles klar.

Industriearchitektur 1930, rotblauer Klinker

Er erzählte mir auch, dass er bei einem seiner nächsten Besuche in Dresden, gern das Pumpspeicherwerk in Niederwartha besuchen möchte. Er wartete nur noch auf das Einverständnis von Vattenfall, dem Betreiber des Pumpspeicherkraftwerkes in Niederwartha. Das klang sehr interessant und ich fragte, ob er mich mitnehmen würde. Gesagt getan. Am 25. Oktober 2018 war es dann soweit, wir fuhren nach Niederwartha, wo wir freundlich begrüßt wurden. Extra für uns war der ehemalige Betriebsleiter Herr Schroeter gekommen, um uns sehr ausführlich „sein“ Pumpspeicherkraftwerk zu zeigen, gespickt mit jeder Menge interessanter Informationen.

Das Kraftwerk in Niederwartha wurde zwischen 1927-1930 mit vier Maschinensätzen gebaut und 1930 in Betrieb genommen. Damit gehört es, neben dem PSW Koepchenwerk an der Ruhr, zu einem der ersten Pumpspeicherkraftwerke. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs musste das Pumpspeicherkraftwerk stillgelegt werden, die elektrische Ausrüstung wurde demontiert und als Reparationsleistung in die Sowjetunion gebracht. Einige Jahre später erfolgte schrittweise der Wiederaufbau, 1954 ging wieder in Betrieb. 1960 wurde das Kraftwerk noch einmal um zwei Maschinensätze erweitert, damit stieg die Kapazität auf 120 Megawatt (MW) an.

Innenaufnahme mit Maschinensätzen

Während des Elbehochwassers im Sommer 2002 standen die Maschinensätze im Maschinenhaus komplett unter Wasser, wodurch das Kraftwerk stark beschädigt wurde. Ab November 2003 wurde es mit zwei Turbinen schrittweise wieder in Betrieb genommen, die anderen vier gingen nicht wieder ans Netz. Zum 1. Januar 2016 ging das PSW vom Netz. Vattenfall wartet das Werk weiterhin und hält es für den „Notfall“ vor.

Herzlichen Dank an Vattenfall, das wir uns so ausgiebig umschauen und eine exzellente Führung durch das Pumpspeicherkraftwerk erleben durften.

Alle Fotos

Einen ausführlichen Bericht zur Architektur des Pumpspeicherwerks in Niederwartha finden Sie bei Thomas Kantschew, hier der Link:

Pumpspeicherwerk Niederwartha

Weite Infos unter:
Vattenfall
Wikipedia