Ein Besuch im Kunstmuseum Moritzburg Halle
„Eine solche Ausstellung hat es in Mitteldeutschland noch nicht gegeben!“ Dieser Satz stammt nicht von mir. Mit ihm beginnt der Text im Flyer zur Ausstellung „Karl Lagerfeld. Fotografie. die Retrospektive. Auch ich finde es erstaunlich und habe mich sehr gefreut, dass die erste große Werkschau mit Fotografien von Karl Lagerfeld nach seinem Tod im Februar 2019 in Halle gezeigt wird.
Ausstellungsbesuch im Kunstmuseum Moritzburg – Vorbereitungen
Mein Besuch in Halle begann mit einem Bummel durch die Innenstadt mit abwechslungsreicher Architektur in Baustilen aus ganz unterschiedlichen Epochen. Die Sehenswürdigkeiten sind in Halle gut ausgeschildert und so fand ich schnell einen Weg durch schmale Gassen hinauf auf den Hügel der Moritzburg. Im Innenhof der Moritzburg werden Sie von Karl Lagerfeld persönlich begrüßt, genauer gesagt von einer gelungenen Inszenierung unzähliger, überlebensgroßer Selbstporträts des Fotografen. So gestaltet sich die Zeit bis zum Einlass kurzweilig.
Eintrittskarten sollten Sie aktuell im Voraus erwerben, da zumindest am Wochenende alle Tickets für ein Zeitfenster schnell ausverkauft sind. Aufgrund der aktuellen Hygiene Maßnahmen, die in der Moritzburg übrigens vorbildlich umgesetzt werden, können Sie die Ausstellungen in zwei Zeitfenstern besuchen. Entweder vormittags von 10 bis 13 Uhr oder nachmittags zwischen 14 und 17 Uhr. In der Zeit dazwischen werden die Ausstellungsräume gereinigt. Bis zum Einlass um 14 Uhr hatte sich eine lange Schlange – mit dem nötigen Abstand – durch den Hof Moritzburg gebildet.
Karl Lagerfeld – Fotografie – Die Retrospektive
Die Fotoausstellung vereinnahmt die gesamte Fläche des zweiten Obergeschosses der Moritzburg und die Moritzburg ist ganz schön groß. Auf dieser Fläche werden mehr als 300 Fotografien gezeigt. Alle Arbeiten wurden noch zu Lebzeiten gemeinsam mit Karl Lagerfeld speziell für die Präsentation im Landeskunstmuseum Sachsen-Anhalt ausgewählt und produziert. Von einigen Fotografen habe ich im Vorfeld gehört: „Naja, wenn das nicht Karl Lagerfeld wäre, würden seine Fotografien hier nicht gezeigt werden.“ Dieses Vorurteil kann ich ganz und gar nicht teilen.
Denn gleich zu Beginn der Ausstellung sehen wir Besucher, dass sich Karl Lagerfeld sehr intensiv mit ganz verschiedenen fotografischen Techniken auseinandergesetzt hat. In den ersten beiden Kabinetträumen werden Daguerreotypien und Platinotypien als Masterprints Karl Lagenfelds gezeigt. Bereits hier kann man erahnen, dass er nicht nur der Mode-Fotograf war, er wollte die Möglichkeiten der Fotografie in alle Richtungen ausloten. Seine scheinbar endlose Kreativität nutzte er, um mit der Fotografie technisch, künstlerisch und ästhetisch zu spielen.
Karl Lagerfeld – persönliche Eindrücke einer Ausstellung
Er zeigt das gleiche Motiv in unterschiedlichen Perspektiven mit verschiedenen Ausschnitten, er arbeitet mit der Vielfalt der Materialien sowohl analog als auch digital. Sein Interesse galt neben der Mode- und Porträtfotografie auch der Architektur, Landschaft und Abstraktion. Er interpretiert Arbeiten bekannter bildender Künstler und erzählt komplexe, aufwendig inszenierte Bildgeschichten. Ja, er war privilegiert, er konnte immer aus dem Vollen schöpfen und seine Leidenschaften ausleben, das spiegelt sich auch in seinem fotografischen Werk wieder. Seine Fotografien scheinen mir nicht oberflächlich geknipst, sondern mit Leidenschaft und Hingabe fotografiert.
In einem Raum können Sie an den schönsten Models der Welt entlang defilieren. Raumhohe Fahnen aus bedruckter Seide hängen von der Decke, die nur durch Spots auf die Gesichter der Models beleuchtet werden. Die schwarz-weiß bedrucken Seidenfahnen hängen in dichten Reihen hintereinander, durch die wir Besucher slalomartig geführt werden. Immer wieder lugt ein Model-Gesicht durch die Zwischenräume der Seidenfahnen und lädt zum Weitergehen ein.
Jeder Ausstellungsraum hat eine besondere Ästhetik, die den Besucher, unterstützt durch gekonnte Beleuchtung, in die Bilderwelten Karl Lagerfelds eintauchen lässt. Für mich eine faszinierende Ausstellung über sein umfangreiches fotografisches Werk, die den Begriff Retrospektive wirklich verdient.
Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)
Friedemann-Bach-Platz 5
06108 Halle (Saale)
T: +49 345 21259-0
M: kunstmuseum-moritzburg@kulturstiftung-st.de
www.kunstmuseum-moritzburg.de
Öffnungszeiten aktuell
täglich von 10-13 Uhr und 14-17 Uhr
Mittwoch geschlossen